Bildungskalender für soziale, pädagogische und therapeutische Berufe
Teilen Sie uns nach der Erstellung Ihres Kalendereintrages über unser ✍️ Formular zur Hervorhebung mit, welchen Kalendereintrag Sie hervorheben möchten.
Erteilen Sie uns Ihren ✍️ Auftrag zur Hervorhebung

- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Ausbildung zum / zur Verhaltensanalytiker:in – Basislehrgang
24.09.2022
€2400
Ziele und Inhalte der Weiterbildung
Im Basislehrgang erwartet Sie eine praxisorientierte Hinführung zur Verhaltensanalyse und ihren Anwendungsbereichen.
Zahlreiche Disziplinen von der Psychologie bis zu den Neurowissenschaften befassen sich mit Verhalten. Vielfach gilt Verhalten als Nebenprodukt von geistigen (mentalen) Instanzen in der Person wie bspw. dem „inneren Kind“. Damit entkoppeln sich Erklärungsversuche für problematisches Verhalten von den realen Umweltbedingungen und verlagern sich in die Person hinein. Sie soll -nach dieser Sichtweise- zugleich Träger und Ursache von Problemverhalten sein. Für das Vorhandensein der mentalen Instanz gibt es aber keinen anderen Nachweis als das erklärungsbedürftige Verhalten selbst. Insofern bleibt die Frage nach den wirklichen Gründen und Veränderungsperspektiven für – problematisches- Verhalten unbeantwortet. Kaum eine Disziplin liefert grundlegendere und weitreichendere Antworten auf diese Frage als die Verhaltensanalyse.
Aus verhaltensanalytischer Sicht stellt Verhalten selbst und seine Regelhaftigkeit das eigentlich Interessante dar: Statt theoretischer Konstrukte rücken reale Beobachtungen in den Blickpunkt und eröffnen nachhaltige Veränderungsperspektiven.
Im deutschsprachigen Raum gilt Verhaltensanalyse häufig noch als Synonym für eine Methode. Es handelt es sich aber um einen naturwissenschaftlichen Zugang zum Verstehen und Verändern von Verhalten. Dementsprechend bezieht sich die Auseinandersetzung mit Verhalten auf beobachtbare Ereignisse und ihre Zusammenhänge: Verhalten bezeichnet jede beobachtbare und mit Umweltereignissen zusammenhängende Aktivität von Individuen. Im Unterschied zu theoretischen Begriffen wie „Gedächtnis“ lässt sich die Aktivität „etwas erinnern“ beobachten. Auch innere und nur vom Individuum selbst oder mit modernen Technologien beobachtbare Aktivitäten erfüllen dieses Kriterium. Zum Verhalten gehören offene (motorische oder sprachliche) ebenso wie private (erlebnisbezogene oder gedankliche) Aktivitäten in Relation zur Umwelt.
Andere mit Verhalten befasste Disziplinen verwenden überwiegend Substantive für ein eigentlich aktives Geschehen. Substantivierte Begriffe wie „Achtsamkeit“ erwecken den Anschein einer unabhängigen Variablen. Sie verstellen den Blick auf die Aktivität (achtsam sein) und die dafür maßgeblichen Wirkvariablen in der sozialen und physischen Umwelt. Gleiches gilt bspw. für „Absicht“ (etwas beabsichtigen), „Gefühl“ (etwa fühlen), „Willen“ (etwas wollen) und „Selbstwert“ (sich selbst bewerten). Bei konsequenter Bezugnahme auf beobachtbare Aktivitäten tritt der mangelnde Erklärungswert vieler populärer Substantive hervor. Denn die damit bezeichneten Begriffe bilden einen Teil und keine Ursache von Verhalten. Inneres und äußeres Verhalten unterscheidet sich nur im Grad der Beobachtbarkeit und folgt den gleichen Gesetzmäßigkeiten.
Im Basislehrgang lernen Sie die Gesetzmäßigkeiten von Verhalten und ihre Anwendungsbereiche kennen. Genau wie die Wissenschaft vom Verhalten verfolgt der Basislehrgang vier Ziele:
- Verhalten beschreiben (bspw. „depressiv sein“ anhand von konkreten Verhaltensmerkmalen wie viermaliges Grübeln über die berufliche Zukunft)
- Verhalten erklären (bspw. mit der funktionalen Analyse der vorausgehenden und nachfolgenden Bedingungen seines Auftretens)
- Verhalten vorhersagen (bspw. anhand einer Verstärkeranalyse oder der Gleichartigkeit von Reizen)
- Verhalten verändern (bspw. mit Prinzipien der differenziellen Verstärkung oder Diskriminationslernen)
Von A wie Arbeitssicherheit bis Z wie Zwänge umfasst die Verhaltensanalyse ein breit gefächertes Anwendungsspektrum. Verhaltensanalytisch fundierte Interventionen bspw. bei Stimmungsproblemen (Behavior Activation) oder tiefgreifenden Entwicklungsstörungen wie Autismus gehören zu den wirksamsten überhaupt.
Zielgruppe
Mit dem Basislehrgang richten wir uns an Angehörige von psychosozialen und pädagogischen sowie therapeutischen und pflegerischen Berufen und entsprechend qualifizierte Hochschulabsolventen. Z.B.:
- Pflegekräfte
- Inklusionshelfer:innen
- Schulbegleiter:innen
- Sozialarbeiter:innen
- Ausbilder:innen
- Psycholog:innen
- Pädagog:innen
- Lehrpersonen
- Ergotherapeut:innen
- Lerntherapeut:innen
Interessierten Personen aus den von der Flutkatastrophe 2021 betroffenen Gebieten gewähren wir einen Preisnachlass von 10 %.
Programm
Tag 1+2: Einführung
- Verhalten aus naturwissenschaftlicher Sicht
- Erscheinungsformen von Verhalten
- Behaviorale vs. operationale Definitionen
- Bestimmung von Zielverhalten
- Methoden zur Erfassung von Verhaltensdaten
- Einzelfallversuchspläne
Tag 3+4: Respondentes Verhalten – Signallernen
- Habituation
- Gesetzmäßigkeiten des Signallernens
- Konditionierung zweiter Ordnung
- Konditionierung emotionaler Reaktionen
- Extinktion und Inhibitionslernen
- Semantisches Konditionieren
Tag 5+6: Operantes Verhalten – Erfolgslernen: Ausformung und Aufrechterhaltung von Verhalten
- Prinzip der „Selection by Consequences“
- Verstärkeranalyse
- Shaping (Verhaltensformung)
- Errorless Learning
- Aufrechterhaltung von Verhalten
- Wahlverhalten und das Matching Law
Tag 7+ 8: Operantes Verhalten – Erfolgslernen: Differenzierung und Generalisierung von Verhalten
- Differenzielle Verstärkung
- Diskriminationslernen
- Dreifachkontingenz und funktionale Analyse
- Reizkontrolle
- Prompting
- Generalisierung
Tag 9+10: Operantes Verhalten – Erfolgslernen: Abbau von Verhalten
- Motivierende Operationen
- Aversive Kontrolle und ihre Nachteile
- Response-Cost Verfahren
- Habit-Reversal Training
- Vermeidungslernen
- Selbststeuerung
Tag 11+12: Rückschau und Zertifizierung
- Abnahme der Zertifizierung
- Implementierung in die Praxis
Ihre Lerngewinne auf einen Blick
Nach der aktiven Teilnahme an diesem Kurs können Sie auf grundlegendes Wissen der Verhaltensanalyse zurückgreifen und
- die Ziele und Methoden der Naturwissenschaft vom Verhalten beschreiben.
- Problem- und Zielverhalten definieren und Methoden der Beobachtung anwenden.
- respondentes Verhalten und das Gesetz der Konditionierung vom „Typ S“ beschreiben.
- operantes Verhalten und das Gesetz der Konditionierung vom „Typ R“ beschreiben.
- die Prinzipien des Verstärkereinsatzes zur Erhöhung der Verhaltensrate anwenden.
- die Prinzipien intermittierender Verstärkung zum Aufrechterhalten von Verhalten anwenden.
- das Prinzip der differentiellen Verstärkung zum Ausbau von Alternativverhalten anwenden.
- das Prinzip des Shapings zur Ausformung von neuem Verhalten anwenden.
- das Prinzip von Diskriminationslernen und Generalisierung auf eigene Beispiele übertragen.
- die Dreifachkontingenz aus diskriminativem Reiz sowie Verhalten und Verstärker verstehen
- das Bedingungsgefüge von Verhalten aufschlüsseln und Maßnahmen der Änderung planen.
- Aversive Kontrolle (negative Verstärkung und Bestrafung) und ihre Nachteile darlegen
- Bestrafung als Darbietung negativer oder Entfernung positiver Verstärker verstehen
- Mit der Entfernung positiver Verstärker die Rate von problematischem Verhalten verringern.
- den Lernweg von Flucht- und Meidungsverhalten am Beispiel der Angst erklären
- den Einfluss von motivierenden Operationen auf Verhalten und Verstärkung darlegen.
- Methoden der Bedingungsvariation zur experimentellen Analyse von Verhalten anwenden.
- ein Änderungsexperiment von der Planung bis zur Auswertung der Daten realisieren.
Zertifizierung
Versuchsplanung und Umsetzung eines Änderungsexperiments während der Praxisphase. (Auf Wunsch können Sie das Kursprogramm auch ohne Zertifizierung mit einem Teilnahmenachweis abschließen).
Termine
- 24./25.09.2022 Präsenz (Köln)
- 05./06.11.2022 Online
- 10./11.12.2022 Online
- 21./22.01.2023 Online
- 11./12.02.2023 Online
- 18./19.03.2023 Präsenz (Köln)
Anwendungslehrgang
Mit der erfolgreich absolvierten Zertifizierung erfüllen Sie die Eingangsvoraussetzung für die Teilnahme am Anwendungslehrgang
- Angewandte Verhaltensanalyse in der beruflichen Integration und Rehabilitation
- Angewandte Verhaltensanalyse in der Entwicklungsrehabilitation und Erziehungshilfe
- Angewandte Verhaltensanalyse in der Gesundheitsförderung