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Livestream-Seminar mit Dorothea Thomaßen: Sinn macht Sinn – Sinneskanäle in Therapie und Leben
Tag I: Die Pforten zur Wahrnehmung
Unsere Sinne sind weit mehr als biologische Funktionen – sie sind Türöffner zu inneren und äußeren Welten. Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken – jeder dieser Kanäle ist wie eine Pforte: mal weit geöffnet, mal verschlossen, immer auf der Schwelle zwischen Innen und Außen.
Diese Pforten erfüllen zentrale Aufgaben:
- Sie holen die Welt zu uns – und bringen uns mit ihr in Kontakt.
- Sie sprechen für uns – ein Blick oder eine Berührung kann mehr sagen als tausend Worte.
- Sie führen nach innen – indem wir in uns hineinspüren, lauschen, fühlen.
- Und sie verbinden uns mit dem Größeren – mit dem Spirituellen, dem Transzendenten.
Je nachdem, welchen Sinneskanal Menschen bevorzugt nutzen, erleben sie die Welt sehr unterschiedlich. Während der eine beim Spaziergang den Blick in die Weite schweifen lässt, horcht der nächste auf das Zwitschern der Vögel und ein anderer fühlt ganz bewusst in den eigenen Körper hinein. Obwohl alle dieselbe Umgebung erleben, unterscheiden sich ihre Erfahrungen je nachdem, welcher Sinneskanal favorisiert wird. Dieser spezifische Zugang formt, wie sie denken, fühlen und handeln. Auch Kulturen und Religionen bevorzugen unterschiedliche Sinne und entwickeln auf dieser Basis ihre Werte und Muster.
Als Hypnotherapeuten achten wir besonders auf die bevorzugte Sinnesmodalität und passen uns der Präferenz unseres Gegenübers an, denn man erreicht sein Gegenüber am einfachsten durch bereits offene Türen. Im weiteren Verlauf geht es uns in der Regel darum, möglichst viele Sinneskanäle anzusprechen, um in Trance tiefer in innere Erfahrungsräume einzutauchen.
Doch die spezifischen Potenziale, die in den einzelnen Sinnesmodalitäten stecken, werden therapeutisch bislang viel zu wenig ausgeschöpft. Im Workshop gehen wir folgenden Fragen auf den Grund:
- Was macht jede Sinnesmodalität einzigartig?
- Welche Werte und Muster stecken in ihrem Erfahrungsfeld?
- Wie erkennt man als Therapeut, welche Sinneskanäle bei einem Menschen offen oder blockiert sind?
- Und wie lassen sich Pforten ganz gezielt öffnen – für mehr Zugang, mehr Tiefe, mehr Wirkung?
Der Workshop verknüpft Ansätze aus Hypnotherapie, Religionswissenschaft und Traditioneller Chinesischer Medizin. Ziel ist es, die Wirkung der einzelnen Sinnesqualitäten besser kennenzulernen – um sie in der Therapie bewusst und wirksam einzusetzen.
Tag II: Symptome als bewusstseinserweiternde Erfahrung
Als Schnittstellen zur Welt liefern die Sinne das Rohmaterial für unser Bewusstsein. Doch dieses hat nur eine begrenzte Aufnahmekapazität. Es entsteht ein natürlicher Wettbewerb: Je stärker ein Sinneskanal dominiert, desto mehr drängt er andere in den Hintergrund. Meist geschieht das ganz unbewusst und wird als „normal“ empfunden. Gleichzeitig beeinflusst diese Verteilung, wie wir denken, fühlen, handeln – und auch wie wir Symptome erleben.
Denn auch problematische Zustände werden über Sinne erfahren. Spannend wird es, wenn der Sinneskanal des Symptoms nicht mit dem bevorzugten Kanal eines Menschen übereinstimmt. Dann kann der gewohnte Zugang nicht greifen – die Aufmerksamkeit wird auf einen bisher ausgeblendeten oder vernachlässigten Erfahrungsbereich gelenkt.
Häufig reagieren wir auf Symptome mit Widerstand: Wir wollen sie loswerden, bekämpfen, ignorieren. Doch was, wenn wir sie als Einladung verstehen, als ein Signal, das uns in neue Erfahrungsräume führt? Dann verwandeln sich Symptome von Störfaktoren zu Entwicklungshelfern.
In meiner therapeutischen Praxis hat sich gezeigt: Es ist oft wirksamer, Ziele nicht über den bevorzugten Sinneskanal zu erarbeiten, sondern genau dort anzusetzen, wo das Symptom wirkt. Also im Erfahrungsfeld, das gerade im Fokus steht – selbst wenn es ungewohnt oder unbequem ist. Dadurch erweitern wir das Bewusstsein gezielt und sinnvoll.
Im Seminar widmen wir uns folgenden Fragen:
- Wie erkenne ich, in welchem Sinneskanal das Symptom „spricht“?
- Wie lässt sich ein therapeutischer Auftrag im Erfahrungsfeld des Symptoms klären?
- Welche Methoden ergeben sich aus diesem Zugang – jenseits der gewohnten Wahrnehmungsmuster?
Das Ziel: Symptome nicht nur „wegmachen“, sondern als Brücke nutzen – hin zu mehr Bewusstheit und Selbstverbindung.
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