Geld verdienen in der Sozialen Arbeit – zwischen Idealismus, Realität und leerem Konto
Willkommen zurück am Tatort Soziale Arbeit.
Heute geht’s ums Geld. Oder besser gesagt: darum, warum es in der Sozialen Arbeit oft keines gibt – zumindest nicht genug.
Und ja, wir wissen, was jetzt kommt:
„Wer Soziale Arbeit wegen des Geldes macht, ist hier eh falsch.“
Ein Satz, so oft gehört wie „Wir müssten eigentlich mehr Fallbesprechungen machen“ – und genauso folgenlos.
Aber was, wenn genau dieser Satz Teil des Problems ist?
Zwischen Berufung und Broterwerb
Frau T., 42, arbeitet seit 15 Jahren in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung. Sie betreut Jugendliche mit Mehrfachdiagnosen, steht nachts auf, wenn Panikattacken kommen, wird angespuckt, beleidigt, um Hilfe angefleht – und ist trotzdem mit dem Herzen dabei. Ihr Gehalt: 2.900 Euro brutto. Für 40 Stunden plus Bereitschaft, Dienste an Feiertagen, Rufbereitschaft am Wochenende.
Herr K., 33, ist in der Wohnungslosenhilfe. Tagsüber Beratung, Begleitung, Krisenmanagement. Abends Excel-Tabellen für die Fördermittelabrechnung. Sein Arbeitsvertrag läuft noch vier Monate. Ob er verlängert wird? „Kommt drauf an, ob das Projekt weiterfinanziert wird.“
Frau S., 26, Berufsanfängerin im ASD, klopft beim Hausbesuch an die Tür, hinter der gerade ein Vater randaliert. Ihre Dienstaufsicht hat sie ermahnt, nicht allein loszuziehen – aber das Team ist unterbesetzt. Und ja, auch sie macht Überstunden. Unbezahlt, versteht sich.
Liebe deinen Job – aber verlange nicht zu viel
Die Realität ist: Viele in der Sozialen Arbeit leben von ihrer Berufung. Weil sie wissen, wie wichtig ihre Arbeit ist. Weil sie nicht einfach wegsehen können. Weil sie Verantwortung übernehmen – auch wenn es das System nicht tut.
Und genau darin liegt das Dilemma:
Wer sich zu sehr verantwortlich fühlt, kämpft nicht mehr nur für andere, sondern bald gegen die eigenen Grenzen. Wer sagt: „Es geht doch um die Sache“, meint oft auch: „Ich schluck das jetzt, weil’s sonst keiner macht.“
Doch: Wer dauerhaft zu wenig verdient, muss früher oder später entscheiden – Ideal oder Miete? Sinn oder Sicherheit?
Warum Geld kein Tabuthema mehr sein darf
Geld bedeutet Unabhängigkeit. Handlungsspielraum. Schutz.
Geld ist nicht der Feind der Sozialen Arbeit – sondern die Voraussetzung, dass Menschen sie langfristig machen können, ohne selbst daran zu zerbrechen.
Wenn wir wollen, dass Sozialarbeit nicht zur Durchgangsstation für Idealist:innen wird, die nach fünf Jahren ausgebrannt den Sektor wechseln – dann müssen wir über Geld reden. Über faire Bezahlung. Über tarifliche Absicherung. Über Entlohnung, die der Verantwortung gerecht wird.
Was sich ändern muss
- Tarifbindung stärken: Es darf keine Frage des Trägers sein, ob man fair bezahlt wird.
- Befristungen abbauen: Fachkräfte brauchen Planungssicherheit, nicht Projektunsicherheit.
- Finanzierungslogik ändern: Qualität muss gefördert werden, nicht nur „Fallzahlen“.
- Berufsethos neu denken: Helfen ist kein Hobby. Es ist ein Beruf. Mit Expertise. Mit Wirkung. Mit Anspruch auf gutes Geld.
Denn Soziale Arbeit ist kein Ehrenamt auf Lebenszeit.
Sie ist Arbeit. Anspruchsvoll, systemrelevant, lebensverändernd.
Und genau deshalb muss sie sich lohnen – nicht nur emotional, sondern auch finanziell.
Sie kennen das? Sie arbeiten selbst in prekären Bedingungen? Oder Sie haben einen Weg gefunden, sich in der Sozialen Arbeit fair bezahlen zu lassen?
Schreiben Sie uns. Diskutieren Sie mit.
Tatort Soziale Arbeit lebt von Ihren Stimmen.
Bleiben Sie dran. Es wird unbequem. Und notwendig.
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